Klinische Forschung

Forschung für präzisere Neurochirurgie

Mit Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) konnte an der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie der Universitätsmedizin Rostock ein neu angeschafftes intraoperatives Ableitungs- und Stimulationssystem in Betrieb genommen werden. Dieses hochmoderne System ermöglicht es, während neurochirurgischer Eingriffe hochpräzise Funktionsdaten des Gehirns zu erfassen und unmittelbar auszuwerten. Der wissenschaftliche Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Optimierung intraoperativer Funktionsdiagnostik. Ziel ist es, Verfahren zu entwickeln und zu validieren, mit denen sich funktionell relevante Hirnareale noch genauer identifizieren und während der Operation schützen lassen. So sollen Eingriffe noch präziser geplant, Risiken für neurologische Beeinträchtigungen reduziert und die Behandlungsergebnisse für Patientinnen und Patienten nachhaltig verbessert werden. Die im Rahmen des Projekts gewonnenen Daten werden systematisch erfasst, in klinische Studien eingebunden und dienen sowohl der Weiterentwicklung etablierter Methoden als auch der Erprobung neuer Analyseverfahren. Dadurch wird nicht nur die Patientenversorgung auf höchstem Niveau unterstützt, sondern auch der Forschungsstandort Rostock in einem hochinnovativen Bereich der Neurochirurgie gestärkt. Projektleitung: Prof. Dr. Florian Geßler Beteiligung: Dr. Thomas Kriesen


Genaue Messung des Hirndrucks bei Gehirnverletzungen 

Neurochirurg der Unimedizin Rostock erhält Nachwuchsförderpreis

Der Druck im Schädelinneren reguliert die Durchblutung des Gehirns und beeinflusst damit die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung. Schon eine kurzzeitige Erhöhung des Hirndrucks bei Schädelverletzungen durch Unfälle oder Gehirnblutungen verschlechtert die Durchblutung und führt zu schweren dauerhaften Gehirnschäden. Deshalb ist die Überwachung des Hirndrucks einer der wichtigsten Eckpfeiler in der neurologischen und neurochirurgischen Intensivmedizin. Bisher ging man davon aus, dass der Druck im Kopf überall weitgehend gleich wäre. Aufgrund seiner Forschungen konnte der Neurochirurg Dr. Sae-Yeon Won von der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie der Universitätsmedizin Rostock nun zeigen, dass es unter Umständen erhebliche Druckunterschiede gibt, die während der Behandlung beachtet werden müssen. Dafür wurde er mit dem Nachwuchsförderpreis 2022 der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI) ausgezeichnet.

„In meiner Forschung konnte ich zeigen, dass im Hinterkopf, wo das Kleinhirn gelegen ist, durch eine Trennwand aus Hirnhaut, dem sogenannten Tentorium, ein Druckunterschied zwischen Groß- und Kleinhirn entstehen kann. Dieser tritt vor allem bei Blutungen, Infarkten oder Tumoren des Kleinhirns auf. Durch die enge anatomische Nachbarschaft des Kleinhirns zum Hirnstamm sind dadurch lebenswichtige Funktionen wie das Atemzentrum besonders bedroht,“ erklärt der Facharzt. Er konnte zeigen, dass nach Operationen in diesem Bereich bis zu 48 Stunden ein erheblicher Druckunterschied zu anderen Teilen des Gehirns besteht. „Das müssen wir weiter erforschen und dann auch in der intensivmedizinischen Überwachung berücksichtigen“, so Won.

Auch Prof. Dr. Emil Reisinger, Dekan und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Unimedizin, freut sich über den Nachwuchsförderpreis für Dr. Sae-Yeon Won: „Das Fachgebiet der Neurochirurgie gehört zu unseren Alleinstellungsmerkmalen hier in der Region. Forschungsarbeiten wie diese sind deshalb besonders wichtig, um unseren Patienten die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen.“